Goodbye Abfall!

Mülldeponien sind Rohstofflager. Statt verschmäht sollten sie heiß gehandelt werden. Die Textilindustrie hat das längst erkannt. Große Ketten werben mit ihrem Engagement für nachhaltige Mode. An ihren Kleidungsstücken hängen Schildchen: „Ich war eine PET-Flasche. Ich bestehe aus 100 Prozent recyceltem Polyester.“ Was die Ketten verschweigen: Dafür kommen nur bestimmte, reine Kunststoffe infrage, verschmutzte oder gar gemischte Kunststoffe fallen raus – doch sie bilden die Mehrheit.

Auch LANXESS kennt sich aus mit Recycling, setzt in seinen Anlagen auf größte Effizienz und Ressourcennutzung. Ein Beispiel sind die Eisenoxidpasten. Sie fallen bei der Anilinproduktion an und werden als wertvolle Rohstoffe für die Herstellung von Pigmenten eingesetzt. Ein geschlossenes System, in dem kein Rohstoff und wenig Energie verloren geht. Die Effizienz ist in den Werken kaum noch steigerungsfähig, doch die Basis bleiben fossile – und damit endliche - Rohstoffe.

Ein Teil der Lösung für das Problem: das chemische Recycling. „Es ist die Königsdisziplin“, sagt Philipp Junge, bei LANXESS Leiter der Konzerninitiative Neue Mobilität und Kreislaufwirtschaft, „Wird sie perfekt umgesetzt, werden endliche Ressourcen maximal geschont. Denn der vorhandene Kunststoff wird rückverwandelt in seine chemischen Grundelemente.“ Danach lassen sie sich wieder neu zusammensetzen, und ein neues Produkt entsteht – in bester Qualität, ohne Einschränkungen. Doch so perfekt das Ganze in der Theorie klingt und in kleinem Maßstab im Labor auch gelingt, so schwierig ist die Umsetzung im industriellen Maßstab. Denn die Rückverwandlung in die Ursprungsbausteine ist technisch herausfordernd. Deshalb wird es auf lange Sicht eine Mixtur aus verschiedenen technologischen Verfahren geben, die sich perfekt ergänzen. Idealerweise gehen dann chemische, mechanische und andere physikalische wie lösemittelbasierte Recyclingverfahren Hand in Hand mit der Wiederaufbereitung bzw. Instandhaltung von schon genutzten Materialien.

Disposable single use plastic objects such as bottles, cups, forks, spoons and drinking straws that cause pollution of the environment, especially oceans. Top view on sand

Symbiose mit anderen Recyclingverfahren – der Mix macht’s!

肖恩死Verfahrensnamen贝姆chemischen Recycling lassen die Komplexität erahnen: Pyrolyse, Verölung, Solvolyse. Das Faszinierende an diesen Verfahren ist, dass sie den im Kunststoffabfall enthaltenen Kohlenstoff nutzen und damit den Einsatz fossiler Kohlenstoffquellen ersetzen. Denn die meisten Kunststoffe basieren im Kern auf Erdöl. Mit dem chemischen Recycling nutzt man die im Kunststoff enthaltenen fossilen Bausteine immer wieder und braucht kaum neue. Doch nur bei einigen Kunststoffsorten wie Polystyrol (PS) oder Polyethylenterephthalat (PET) ist es möglich, sie bis zu den Monomeren zurück zu entwickeln. Monomere sind die Grundbausteine, also die kleinsten, sich wiederholenden Einheiten, aus denen die Polymere aufgebaut sind. In den meisten Fällen entstehen beim chemischen Recycling jedoch Mischungen aus verschiedenen Bruchstücken: Moleküle, wie sie in Erdöl oder Erdgas enthalten sind. Aus diesem künstlichen Öl erzeugen die Unternehmen dann wieder Kunststoffe sowie Chemikalien.
Das alles ist heute schon möglich – nur nicht im großen Stil. Denn noch gibt es viele Hindernisse hinsichtlich der Genehmigungsverfahren oder auch der Frage nach der Wirtschaftlichkeit. Denn besteht der Abfall aus vielen unterschiedlichen Materialien, ist der Aufwand groß, bis er in seine Grundelemente zurückgeführt ist.

Gemeinsam mit starken Partnern an innovativen Lösungen arbeiten

„Damit aus dem theoretischen Konzept industrielle Wirklichkeit wird, braucht es starke Partner und industrieübergreifende Kooperationen entlang der Wertschöpfungskette der Produkte“, führt Philipp Junge aus. LANXESS engagiert sich mit anderen Industriepartnern dafür, dass innovative Technologien in größeren Pilotanlagen zum Einsatz kommen. Ein solches Pilotprojekt in Terneuzen in den Niederlanden belegt, dass physikalisches Recycling in einem größeren Maßstab sehr wohl möglich ist. Die Anlage bereitet bis zu 3.000 Tonnen Dämm-Material im Jahr so auf, dass die Rohstoffe wieder in den Kreislauf zurückgeführt werden können.

Blaupause für weitere Projekte: Dämm-Material gelangt zurück in den Kreislauf

回答jemals静脉alt Gebaude renoviert帽子奥得河abreißen ließ, stieß sicher auch auf Dämm-Material, das heute in einigen Fällen zum Sondermüll zählt. Denn teilweise sind diese Materialien giftig und umweltschädlich. Der Klassiker: Styropor, das mit dem Flammschutzmittel HBCD versetzt wurde. Ein heterogenes Produkt, bei dem sich das Flammschutzmittel lange nicht aus dem Styropor herauslösen ließ. Am Ende wurde es einfach verbrannt.

Doch das Fraunhofer Institut IVV fand gemeinsam mit der CreaCycle GmbH eine Lösung. Es entwickelte einen Weg, aus dem geschäumten Polystyrol (Styropor) das Flammschutzmittel sicher abzutrennen. Dabei zeigt sich: Auch das HBCD lässt sich nutzen. Thermisch zersetzt, gibt es den für die Industrie wichtigen Rohstoff Brom frei. Er wird aufgefangen und kann – ebenso wie die nun HBCD-freie Polystyrollösung – seinen Weg in die Kreislaufwirtschaft starten.

Diese Prozesse erledigt nun die Pilotanlage in Terneuzen – ein erfolgreiches Beispiel dafür, wie das Knowhow der Chemischen Industrie gepaart mit neuesten Forschungsergebnissen und der Unterstützung der EU zu einem wichtigen Durchbruch führen kann.

LANXESS und seine industriellen Partner arbeiten zudem an Materialien, die das chemische Recycling erleichtern, sich also rascher und kostengünstiger in ihre Grundstoffe zerlegen lassen. Bei den Polyamid (PA6)- und Polybutylenterephthalat (PBT)-Kunststoffen, die in einigen Produkten der LANXESSMarke Tepex enthalten sind, ist das schon heute der Fall. Das ist aber erst der Anfang. Philipp Junge: „Wir streben an, auf allen Ebenen das Recycling von Produkten zu erleichtern. So nutzen wir auch das Wissen von den Data Scientists im Unternehmen. Wir wollen zum Beispiel mit dem Einsatz von Algorithmen und künstlicher Intelligenz eine ganz neue Art von Produkten entwickeln. So können wir bereits in der Produktentwicklung auf die Recycelbarkeit achten und Produkte herstellen, die am Ende des Lebenszyklus mit möglichst geringem Einsatz fast vollständig in ihre Ursprungsbestandteile zurückgebracht werden können.“

LANXESS verpflichtet sich ebenso wie viele andere europäischen Kunststoffhersteller, hohe Wiedernutzungs- und Recyclingraten von 60 Prozent bis 2030 anzustreben. Die Industrie leistet hier ihren Beitrag – das zeigt auch die Pilotanlage in den Niederlanden. Doch es wäre noch mehr möglich. Abfall muss einen Wert bekommen, konsequent verwertet statt deponiert werden. Ebenso ist ein Bewusstseinswandel entlang der gesamten Wertschöpfungskette nötig, um die Kreislaufwirtschaft umfassend zu etablieren. Das kann die Industrie allein nicht leisten, sondern nur unter neuen politischen Rahmenbedingungen. Dazu gehören unter anderem kürzere und unbürokratischere Genehmigungsverfahren etwa für neue Recycling-Anlagen, finanzielle Förderung innovativer Technologien und realistische Zielsetzungen seitens der Politik.

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